Mittwoch, 19. Dezember 2012

Natchez am Mississippi



Samstag 15.Dez.-Montag 17.Dez.

Natchez gilt als die älteste Siedlung am Mississippi. Erste französische Siedler ließen sich im Umland der späteren Stadt 1716 nieder. Am 28. November 1729 wurde die Kolonie beim Natchez-Aufstand vollständig zerstört. Dabei kamen mehr als 200 Franzosen, die gesamte erwachsene männliche Bevölkerung, ums Leben. Als 1763 Großbritannien den Osten der Kolonie Louisiana übernahmen, wurde auch das Gebiet um Natchez britisch.
Das 1776 gegründete Natchez ist die älteste Stadt Mississippis und war in der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg ebenso die größte, reichste und nach Ansicht der meisten Zeitgenossen auch schönste Stadt des Staates. Die Stadt erhielt ihren Ruhm und Reichtum vor allem durch eine Gruppe von Plantagenbesitzern, die die größten und wertvollsten Baumwollplantagen der Südstaaten ihr eigen nannten. Diese Pflanzer dienten Plantagenbesitzern und Farmern durch die gesamten westlichen Südstaaten hindurch als Modell im Cotton Kingdom.

Wir erreichen Natchez am späteren Nachmittag und parken auf einem öffentlichen Platz der hoch über dem Mississippi Fluss liegt.Nun stehen wir zum erstenmal am  "Old Man River"!








Noch verspühren wir keine sonderliche Stimmung, schlicht ein breites, still dahin fliessendes Wasser.Doch eine Tafel beim Visitor Center zeigt uns die Daten dieses Flusses, was in mir doch Erstaunen weckt.
2300 Meilen lang durchfliesst er 10 Länder der USA.
Wir schlendern nur noch durch einen Souvenirshop am Rande des Parkings und beschliessen dann den Supermarktparkplatz als Ùbernachtungsplatz aufzusuchen.

Schon in der Nacht prasseln die Regentropfen aufs Dach und lassen nichts Gutes erahnen.Doch in den Morgenstunden erwachen wir ohne dass es regnet.Schnell noch einige Einkäufe machen und dann wollen wir das Städtchen besichtigen.Kaum parkiert vor dem Visitor Center lässt Petrus alles Wasser aus den Wolken raus und es schüttet aus Kübeln.Intensiv informieren wir uns über den Ort und schauen uns einen kurzen Film an.
In Natchez waren die reichen Baumwollplantagenbesitzer zu Hause und auf dem Mississippi wurden die immensen Baumwollerträge auf die bekannten Mississippidampfer verladen.Auch einige bekannte Schriftsteller Amerikas lebten hier, so z.Bsp.Marc Twain, natürlich auch Musiker mit bekannten Namen verbrachten ihre Jugend hier in der Gegend.Der ehemalige Reichtum der Stadt ist noch an den wunderschönen Häusern der  Plantagenbesitzer zu erkennen.Die Häuser wurden renoviert und einige sind zugänglich zur Besichtigung.

Leider lässt der Regen nicht nach, aber wir Beide beschliessen trotzdem eine Stadtbummel zu machen. Das Antebellum Maisons,Rosalia das wir besichtigen wollen liegt  nahe des Visitor Centers.Wir werden von einer Dame durchs Haus begleitet und sie erzählt uns die Geschichte dieses ehrwürdigen Hauses.

Danach schlendern wir im Regen durch die Gassen von Natchez wo praktisch niemand anzutreffen ist.Fast alles ist geschlossen ausser zwei Restaurants.Bald sind wir kräftig durchnässt und beschliessen den Rückzug.
Nasse Kleider in unserm Wohnmobile sind nicht gerade ein Leckerbissen.Unser kleines Bad dient als Trockenraum,dafür müssen wir die Heizung laufen lassen, obschon es nicht kalt ist. Sofort beschlagen sich die Scheiben und wir Beiden dampfen vor Wärme.Fenster auf um die Umluft zu garantieren.Ungemütlich !!
Den Rest des Abends verbringen wir mit essen und jassen.Schliesslich stehen wir mutterseeelen alleine auf diesem Parking,was uns in Anbetracht der Lage schlussendlich nicht ganz geheuer ist.Wir entschliessen uns nochmals für den Walmartparking als Logierplatz , desshalb dieslozieren wir unser Haus
Der anbrechende Montag verspricht mit grauen Wolken wohl keine Besserung und unsere Stimmung ist deshalb getrübt.Doch oh Wunder, nach dem Frühstück erblicken wir schon blaue Streifen am Himmel und einiges später lacht bereits die Sonne.
Jetzt nichts wie los nochmals durch diese Stadt, schliesslich will ich noch einige Fotos schiessen. Wir steuern zuerst Natchez Under the Hill an.Dort wo die Dampfschiffe anlegen stehen einige Häuser und ein urchiger Saloon, der laut einer Südstaatenzeitschrift allabendlich Livemusik bietet.Der Chef des Hauses sitzt an der Theke als wir eintreffen und legt gleich einen Smaltalk los in einem Dialekt, was mich schlicht wieder überfordert.Ich bekunde meine Schwierigkeiten und er bemüht sich langsamer zu sprechen.Mit Livemusik könne er heute Abend nicht dienen, mangels Touristenandrang. Er vertröstet uns auf das Wochenende.


 Ein ausgedientes Dampfschiff  das zu einem Casino umgebaut wurde liegt hier fest verankert im Wasser. Das Innenleben des ehemaligen Luxusdampfers ist noch gut erhalten, nur stehen lauter Spielautomaten in den Räumen.Ein Rundgang durch das Casino gibt uns trotz der vielen Spielautomaten einen guten Einblick wie die Inneneinrichtungen der Schiffe  damals aussahen.
 
Wir klettern wieder den Hang hinauf und durchstreifen nun das sonnige Städtchen.Die Kathedrale verdient auch einen Besuch, wie man uns sagt.Wahrhaftig ein prunkvoller Bau mit wunderschönen Glasfenstern.
 



Nur eine Strassenkreuzung weiter steht bereits eine weiter Kirche,die Aussenansicht eine völlig Andere als die der Kathedrale. Mein "Gwunder" ist geweckt, somit treten wir auch hier durch eine Holztüre ins Innere.Da sitzt eine Dame im Eingang und begrüsst uns überschwenglich und füllt unserer Köpfe mit vielen Informationen was die Kirche alles zu bieten hätte.Leider muss ich die Frau auch bitten gewisse Anmerkungen nochmals zu wiederholen, da ich wegen der Sprache nicht ganz folgen konnte.Oh my Lord! I`m so sorry, entschuldigt sie sich.
 



 
Eine schlichte Einrichtung aus Holz, völlig anders als zuvor in der Kathedrale, aber auch hier sehr gepflegt und ehrwürdig.
Ùber der eigentlichen Kirche im ersten Stock , die Fotoaustellung die uns die Dame zuvor wärmsten empfohlen hat. Eine wunderbare Bilddokumentation über die Geschichte von Natchez.Alles schwarz/weiss Fotographien aus dem 19.Jahrhundert.Da schlägt natürlich mein Herz höher, als ehemalige Photolaborantin.Herrliche Porträts von der Bevölkerung, Landschaftsaufnahmen zur Zeit der Baumwollhochkonjuktur.All die Antebellum Häuser.Das Leben an den verschiedenen Arbeitsplätzen, Baumwollfelder, Flöserei, Dampfschifffahrt usw.Hunderte von wunderbaren Fotos zieren die Wände von mehreren Räumen in diesem Obergeschoss.Die Dame hat uns nicht zuviel Versprochen, ein kostbares Zeitdokument, das die Kirche hier beherbergt.Beim Verlassen bittet uns die Dame uns noch im Besucherverzeichniss einzutragen und bekundet nochmals ihre Freude über unseren Besuch.
Spontan erreichen wir auf unserem Spaziergang ein Quartier mit einer Anhäufung von Villen, Eine schöner renoviert als die Andere.Ich knipse ein Foto, da ruft mir eine ältere Dame die Frage entgegen; what are you doing her ? Ich erschrecke im ersten Moment, doch als sie näher kommt lacht sie und fragt: sprechen sie deutsch? Sieht man nun bereits am Aussehen die Herrkunft einer Person, frage ich mich? Freundlich erklärt sie mir dass sie in Stuttgart gelebt hätte, deshalb sich immer freut Deutsche oder Deutschsprechende zu treffen.Ein herrlicher kurzer Smaltalk, dann verabschiede ich mich wieder.

 
Natürlich muss meine Kamera nun etliche Arbeit verrichten, denn ich finde riesiges Gefallen an den verschiedenen Häusern, zumal jetzt auch noch die Weihnachtsdekos die Gebäude zusätzlich aufmöbeln.


 
Zurück in der eigentlichen Downtown sieht es nicht überall so elegant aus.Wie in vielen dieser Südstaaten Städte, stehen auch hier viele Gebäude ungenutzt und verlottert da.



 Langsam knurren unsere Magen und wollen gefüttert werden. Hansruedi lädt mich in einem Barbecue-Grill zum Essen ein.Ein, mit frisch gebratenem Roastbeef gefülltes Sandwichweggli dazu Kartoffelsalat und eine Gemüsebeilage von schwarzen Bohnen und Maiskörnern.Es schmeckt herrlich, nur schade, serviert  in Plastikgeschirr, sogar das Besteck.Vollgestopft, denn die Portionen sind amerikanisch, gigantisch, beschliessen wir einen RV-Park am gegenüberliegenden Ufer in Louisiana aufzusuchen.Wir überqueren den Fluss über das Wahrzeichen von Natchez, eine imposante Eisenbrücke die nur genietet ist, gleich wie der Eifelturm.


 
 In Vidalia Louisiana direkt gegenüber von Natchez liegt der Camping direkt am Ufer des Mississippis und ein sonniges Plätzchen erwärmt unser "Chruli"und uns.Wir öffnen alle Fenster und Türen um die Feuchtigkeit des Vortages zu vertreiben. Eine wahre Erholung, ein solcher Sonnentag nach dem Regen!
Der angebrochene Vorabend nutzten wir für eine Spaziergang auf dem wunderschön angelegten Uferweg.Die untergehende Sonne lässt eine märchenhafte Stimmung aufkommen.Wir werden noch zusätzlich belohnt, denn der antike, orginale Natchez Raddampfer kommt flussaufwärts geduckert und macht in Natchez Under the Hill fest!
Später erfahren wir dass dieses Ereigniss nur 14 mal pro Jahr stattfindet.
Ein Prachtskahn.

 
Ein traumhafter Sonnenuntergang am Mississippi beendet diesen interessanten Tag.
 


 
 
 
 
 

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